Kittelschürze und Polyester-Alptraum – warum ich nichts zum Anziehen habe

Ich finde nichts zum anziehen. Eine hübsche Bluse oder ein hübsches Kleid? Fehlanzeige! Die Modelandschaft ist voller Polyester-Albträume mit gruseligen Gardinenmustern und unvorteilhaften Schnitten. Ich bin einfach zu lebensfroh für diese Outfits, in denen junge Frauen wie Dienstmägde in Kittelschürzen aussehen. Kurz gesagt: die derzeitige Mode ist mir zu trist, zu öde und weit entfernt davon, uns Frauen strahlen zu lassen. 

Shoppen gehen macht mir schon lange keinen Spaß mehr. 

Polyester-Albträume mit gruseligen Gardinenmustern und unvorteilhaften Schnitten wohin man nur schaut.
Keiner hat mehr Bock auf sexy, alle stehen jetzt auf Kittelschürze.

Die Models aus den Onlineshops sehen aus wie verelendigte Fabrikarbeiterinnen aus dem 19. Jahrhundert, die nach einer zwölf Stunden-Schicht noch was zum Kohlenschleppen übergeworfen haben. Dabei gucken sie, als hätten sie das Leid der Nation gesehen. Wer fühlt sich denn durch sowas zum kaufen animiert? Ich jedenfalls nicht! Da kommt bei mir Null Body positivity auf! Daran ist gar nichts Positives. Da kriegt man einfach schlechte Laune!

Ich bin frustriert, dass meine Garderobe nur noch aus Notkäufen besteht. 

Ich: „Ein Kleid, bitte.“

Modeindustrie: „Schwarz!“

Ich: „Nein! Etwas Fröhliches.“

Modeindustrie: „Fröhliches Schwarz.“

Ich: …

Modeindustrie: „Hier, Lumpen einer Dienstmagd, verziert mit Rüschen und Pailletten. Wir hassen Dich! Aber es sind die inneren Werte, die zählen. Personality matters! Und jetzt fick dich!“

Mein Selbstbewusstsein leidet, wenn die PO-sitivity nicht vernünftig verpackt wird. Sorry, der kam flach. Aber: Wenn kotzefarbene Kittelschürzen modisch sein sollen, dann ist Mode ziemlich öde. Wohl deswegen gucken die Models auf den Werbeanzeigen immer so niedergeschlagen. Mir würde der Spaß auch vergehen, wenn ich im Nachthemd herumlaufen müsste.

Jaah, wat schön!

Nicht.

Meine Persönlichkeit muss schon einiges an Lebensfreude ausstrahlen, damit sie in diesen Depri- äh, Designerklamotten nicht unter geht. Was ich mir wünsche, ist echte Frauenpower, echte Diversion aber vor allem: Ein bisschen mehr Qualität statt Quantität. Was habe ich davon, wenn überall Nachhaltigkeit versprochen wird, dann aber das Zeug auf den Kleiderbügeln nach Kunstfaser und Weichmacher stinkt? Diese Sachen kann ich nicht lang genug tragen, damit mein Umweltgedanke wirklich aufgeht. Ein bisschen hochwertiger produziert, hier und da ein bisschen mehr Wert auf Verarbeitung statt auf uninspirierte Werbegesichter gelegt und dann kriegen wir das schon hin mit den positive Vibes. 

Vielfalt bedeutet für mich, wenn nicht alle das Gleiche machen. Wenn es nicht nur einen Körpertyp gibt, für den jede Klamotte zugeschnitten ist.

Zugegeben, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Aber jetzt mal im Ernst: Wer braucht sowas? Und warum soviel davon? Warum belohnt man die großen Modehäuser dafür, dass sie Sachen herstellen, die nicht mal für den Kohlekeller was taugen, weil sie keine 40°-Wäsche überstehen würden?

Ich bin mir sicher, ich bin nicht allein.

Die Kaufkraft kann unmöglich von Leuten ausgehen, die wie halb verhungerte, Kunstfaser liebende Gardinenständer herumlaufen möchten. Mädels, das tut so gar nichts für euch!   

Ich habe mich zumindest noch nie sagen hören: „Geil, so trist möchte ich auch auf andere wirken!“ Wir Frauen sind stärker, emanzipierter und selbstbewusster denn je. Ich finde, das darf man uns auch ansehen.

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